Thursday 15 October 2015

Fremdseinsentfremdung

Hinsichtlich der aktuellen "Großwetterlage" in der Welt
mit aktuell über 60 Millionen Menschen auf Heimatsuche
und des herannahenden (düsteren) Winters in Deutschland,
ein thematisch passender Gedichtauszug von F. Nietzsche:


die Krähen schrei'n
und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n -
wohl dem der jetzt noch - Heimat hat!
(F. Nietzsche)


und trotz der multiplen Fremdheitserfahrungen die wir -
auf beiden Seiten - aktuell machen, dürfen wir (meiner Meinung nach)
zweierlei nicht verlieren: Das Mitgefühl für die Ankommenden
sowie einen klaren, realitätsnahen Blick für das Für-uns-Machbare:



Fremdsein ist mir kein Fremdwort geblieben,
drum will ich Fremden kein Fremder sein.
Wir sind zwar in Vielem völlig verschieden,
doch haben wir alle das Menschsein gemein.
(Simon F. Geiger)


In jeder Krise: Eine Chance. Ersetzen wir das aktuell medial
sehr viel beschworene "Krisen-Wort" doch einfach mal mit "Chance"
und schon wirkt das Ganze vollkommen anders: "Flüchtlingschance".
Würde die mediale Berichterstattung von beiden Begriffen,
von Flüchtlingskrise und Flüchtlingschance gleichermaßen sprechen,
würde sich ja - vielleicht - auch das öffentliche Bewusstsein
von einem defizitorientierten Blickwinkel mehr zu einer
ressourcenorientierten Wahrnehmung 
hin verschieben...

1 comment:

Unknown said...

Was fuer eine Antwort (die letzten beiden Strophen):

Nitzsche
Der Freigeist (1884)
Abschied

"Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n —
Wohl dem, der jetzt noch—Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt—entflohn?

Die Welt—ein Thor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer Das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschalft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg', Vogel, schnarr'
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! —
Versteck', du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wir es schnei'n,
Weh dem, der keine Heimat hat!"

Antwort.
Daß Gott erbarm'!
Der meint, ich sehnte mich zurück
In's deutsche Warm,
In's dumpfe deutsche Stuben-Glück!

Mein Freund, was hier
Mich hemmt und hält ist dein Verstand,
Mitleid mit dir!
Mitleid mit deutschem Quer-Verstand!