Wednesday, 7 March 2012

truemmerstadt

eine staubschicht
legt sich über das land
aschfahle bäume
verkohlt und verbrannt

neben der straße

kein blühen
kein rascheln
keine regung im wind

nur glühende asche

ein vogelschwarm sinkt
zwischen dächern
in eine flackernde wand
phönixe äschern
ihren staub auf das land

ein schornsteinfeger fegt
ein aschenbecher fällt
ein fließenleger legt
sich auf das aschefeld

ich zieh meine kreise
durch die trümmer der stadt
ich flieh und entgleise
ich mach einen cut
ich zerreisse die leine
ich habe es satt
ich schlag eine schneise
zwischen mir und der stadt

staubflocken fallen
auf mein fahles haupt
weiß graue punkte
auf meiner haut
ich hab angst vor der stadt
hab ihr nie ganz vertraut
sie scheint
plannierraupenplatt
stets hektisch und laut

ihre tausend gesichter
kann keiner durchschauen
im schimmer der lichter
schlummert das grauen

sie ist
eine blau graue katze
du eine maus graue maus
mit betonblauer fratze
streift sie um dein haus
deine bebende stimme
schreit lauf endlich lauf
doch ihre straßenarmtatze
reisst dich schon ...

rritze rratze rritze rratze rrrrrr

sie spielt
gern mit schatten
und sie spielt gern mit dir
doch sie kann nicht verlieren
denn sie kennt ihr revier
mit pokerfaceblinzeln
fordert sie dich heraus
mit höhnischem grinsen
reisst sie dich ...

rritze rratze rritze rratze rrrrrr

als nachtungeheuer
streunt sie durch die straßen
wie ein loderndes feuer
mit beißenden gasen
sie wirft um sich schatten
sie wirbelt staub auf
sie weckt nachts die ratten
die stadt reisst dich ...

rritze rratze rritze rratze rrrrrr

zerkratzt und geschunden

zieh ich meine kreise
durch die trümmer der stadt
ich flieh und entgleise
ich mach einen cut
ich zerreisse die leine
ich habe es satt
ich schlag eine schneise
zwischen mir und der stadt

die sonne zieht einsam
an mir vorbei
müllberge setzen
dampfwolken frei
mystische schatten
schweifen voran
tänzeln und züngeln
an jeder wand
ellipsen und rauten
auf betonbaubauten
modirge matten
auf lattenrostlatten
zersprungene scheiben
ein sprung in den zeilen

tapetenfetzen und
putz an den wänden
ein blatt papier
in meinen händen

ein schornsteinfeger fegt
ein aschenbecher fällt
ich ebne mir den weg
durch das aschefeld der stadt

sie
bleibt
in tausend formen
gepresst

fest
vernetzt
mit meinem
hirngeäst

ihr atem
beisst sich
wie asbest
an mir
fest

doch ich
bin der
der sie
heute
hinter s-
iccchhh

zieh meine kreise
durch die trümmer der stadt
ich flieh und entgleise
ich mach einen cut
ich zerreisse die leine
ich habe es satt
ich schlag eine schneise
zwischen mir und der stadt

ich pack und verreise
ich hau endlich ab!

Bild: © Sarah Müller, 2011

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