Thursday 15 August 2013

Buchempfehlung

„Spirituelle Erfahrung kann sehr durchaus dazu beitragen, narzisstische Wunden zu heilen – etwa wenn man sich mit einem Mal in ein größeres Ganzes eingebettet fühlt oder Zugang zu seinen inneren Quellen findet, die Zugehörigkeit und Sinn vermitteln. Doch die vielleicht subtilste Verführung und schwerste Herausforderung ist es, zwischen einer wahren Quelle der Erfahrung und einem hilflosen Ich auf der Suche nach plastischer Chirurgie für narzisstische Wunden zu unterscheiden – zumindest für denjenigen, der in der Gefahr steht, die Bedeutung des eigenen Ichs zu erhöhen“ (Harald Walach, In: Spiritualität. Warum wir die Aufklärung weiterführen müssen)

Worum geht es in dem Buch?

Das Buch von Harald Walach stellt einen Tabubruch dar, indem ein Wissenschaftler, der für seine klare und unbestechliche Methodik bei der Forschung im Bereich komplementärer Heilverfahren berühmt ist, ein Thema aufgreift, über das in der akademischen Zunft - und generell im modernistischen Mainstream - nicht gesprochen werden darf. Der Autor hält die spirituelle Erfahrung für eine Erfahrung von Wirklichkeit; sie ist nicht nur Einbildung oder Halluzination. Dies wissenschaftlich zu fassen ist außerordentlich schwierig. Harald Walach gelingt hier ein großartiger Wurf, der seine These, dass die Aufklärung ohne eine reflektierte, undogmatische Spiritualität unvollständig ist, nachvollziehbar untermauert. Für den Autor ist eine "undogmatische" Spiritualität im tiefsten Grund nichts Neues, sondern eine erneute Betonung von an sich Selbstverständlichem. Die Selbstverständlichkeit wird jedoch zu einer gesellschaftlichen Notwendigkeit, die neu betont werden muss, wenn sie droht, in Vergessenheit zu geraten. Für ihn ist die undogmatische Spiritualität eine Gegenbewegung zur doktrinären Verkündigung und ein möglicher Weg, zu den Quellen von Religion auf neue Weise zurückzufinden. Dies könnte der Beginn eines neuen Denkens sein, das dazu beiträgt, den dauernden Kampf zwischen Glaubenssystemen und Fundamentalpositionen zu beenden.

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