Tuesday 26 April 2016

armutszeugnis



  nicht einmal der kleinste Finger der
  ganze Arm wäre dir lieber aber keine
  Fingerkuppe kippt dem Hinüberhoffenden
  entgegen weder abgeschabte Hornhautreste
  noch abgeschnittene Nägel Hautfetzen oder
  dergleichen nein wo kämen wir da hin? wer
  würde noch hinüber hoffen wenn da so ein
  Riesenarm als Rettungsanker klar ersichtlich
  greifbar wäre? endlich Gewissheit ohne Angst
  und ohne Zweifel einfach los und fallen lassen
  und uns still hinüber geben und vermutlich
  würden wir tatsächlich das allererste Mal
  über alle Gräben und Grenzen hinweg zusammen
  stehen und zusammen an einem Strang gemeinsam
  ziehen der uns gereichten Hand entlang miteinander
  sphärenaufwärts Stufen steigen in sauersftoffbefreite
  Höhen doch atemlos bekommt uns nicht besonders und
  so würden wir schließlich dem Ersticken nahe unsrer
  Gier nach Leben folgen und nach Ihm greifend abwärts
  streben Ihn an uns bindend abwärts zerren im erdnah
  ersten Atemholen Ihn tief in Seine Schöpfung zwingen
  in elendig verdreckte Viertel rabenschwarzer Randbezirke
  reissen wo wir Ihn ob Seiner (aus unsrer krümelkleinen
  blickbeschränkten Wunschtraumwelt vom listig trüben
  Blick sofort bemerkte nicht alle Wunden jetzt und hier
  restlos für immer heilen könnenden) Schwäche
  verachten verhöhnen und zermartern würden
  und zur finalen Krönung: wieder Dornen
  und das dumpfe Hämmern beim Nägeleintreiben für
  eine ursprünglich bedingungslos liebevoll gemeinte
  bewusst gewählte Gnadengeste zu uns hinüber fein
  gewoben geradewegs erneut ans Kreuz:
  Wer würde Nietzsches Tränen trocknen?


Foto | Cane Harry (C-y)  Text | Simon Felix Geiger

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